Red Fridge Blind Booking Teil 3
Kleiner Nachklapp zum dritten Red Fridge Blind Booking Abend. So waren die Künstler*innen in Form:
Chiara Geldorf und Jakob Ostermann (2. und 1.v.l.) Präsentieren sich so lässig im Wohnzimmer, dass niemand so recht glauben will, dass dies ihr erster Auftritt auf der Red Fridge Bühne war. Professionell auch das Mitwirken der Entourage. Die Familie hat alles gefilmt, ist so stolz, das sie den Film am liebsten stante pede zeigen würde. Muss sie aber nicht, denn das Publikum war ja dabei. Die gute Nachricht: Wir können alles bezeugen. Gesang und E-Piano harmonierten derart, dass das Lied vom Anfang auch am Ende nochmal jubelariengleich gefeiert wurde. Fokussierende Zuschauer meinen zudem bemerkt zu haben, dass Jakob an den Tasten mindestens genauso viel Coolness ausgestrahlt hat wie der Kühlschrank hinter ihm. War sonst noch was? Ja. Beide Nachwuchsmusiker haben bereits beim ersten Fotoshooting den (von Darre geforderten) Mittelfinger derart souverän ausgestreckt, dass der Profikarriere nichts mehr im Weg stehen sollte.
Uta Dänekamp (3.v.l.) und Mark Bremer (3.v.r.). Synchron- und Hörbuchsprecher-Paar der Extraklasse. Aus Hamburg angereist, um das Publikum noch mehr zum Staunen zu bringen. Und das staunt, und jetzt bitte Konzentration, sobald sich der durch ihre Stimmlippen im Kehlkopf erzeugte und im Vokaltrakt modulierte Schall Bahn bricht. Jaja, so kann man das nämlich auch formulieren, wenn zwei ihr Handwerk verstehen. Damit es nicht langweilig wird, ist Uta auch als Schauspielerin und Sprecherin für Werbung und Dokus unterwegs. Und Mark verdingt sich nicht nur als versierter Bambi- und Deutscher Fernsehpreis-Sprecher, er glänzt auch in „Wer weiß denn sowas?“ Dort gibt er dem Ganzen nämlich seine Stimme. Und in manchen Hörbüchern sogar sein professionelles Stöhnen. Oder wie Darre sagt: Mit dem schlaf ich gern ein.
Darre (2.v.r.). Attestiert dem Wohnzimmer immer wieder eine derart große Strahlkraft, dass selbst der Gastgeber inzwischen daran glaubt. Kann als Comedian aus jedem Thema etwas machen, fühlt sich thematisch aber immer noch zwischen Blow-Jobs und Arschloch-Meditationen am wohlsten. Faszinierend: Schafft es immer wieder kurzzeitig, auf Gäste einzugehen, die sich auch andere Themen vorstellen können, betritt am Ende jedoch wieder sicheres Rotlicht-Terrain. Gönnt dem Publikum Verschnaufpausen mit Gesang, dieses dankt mit donnerndem Applaus. Sympathisch: Darre lässt Unsicherheiten zu. Oder wer – außer ihm – hat schon mal zugegeben, dass der Besuch einer Thai-Massage verstörend sein kann – dann nämlich, wenn dem bäuchlings auf der Matte liegenden Patienten weisgemacht wird, dass der kleine Frosch, der da nun schon seit 50 Minuten in Richtung seines einzigen Luftlochs schielt, nur zu seinem Besten sei.
Jan Willem Huntebrinker (r.) Mutigster Mann des Abends. Hält einen 30minütigen Vortrag über die… Waterloo-Säule und bekommt einen Applaus, der nicht enden will. Verfügt über eine derart elaborierte Erzählkunst und ein Faktenwissen, dass sich an Hannovers Schulen bereits die Sorge breit macht, dass Pennäler ihre Geschichtslehrer schon bald mit „Wir-wollen-Jan-Sprechchören“ begrüßen könnten. Kommt dabei noch so leichtfüßig und sympathisch daher, dass Tumulte auch in anderen Bundesländern nicht ausgeschlossen sind. Doch Obacht: Die Begeisterung hat eine Kehrseite. Jan Willem kann nämlich auch dann noch reden, wenn andere ihre Ohren längst schon schlafen geschickt haben. Natürlich bleibt es auch nach mehreren Stunden noch lehrreich, spannend und unterhaltsam. Und natürlich wird er uns eines Tages auch die Geschichte von dem verrückten Herzog aus dem 16. Jahrhundert erzählen. Eine Story mit allem, was das Herz braucht: heimliche Liebe, Verrat und blutige Familienstreitigkeiten.
Fazit: Ihr habt das alle großartig gemacht. Ich danke euch sehr für einen ganz wunderbaren Abend.










